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[Myriad System - Cupid - abgestürzte Raumstation]
[Nero Hunt]
Agoraphobie. Nun, Agoraphobie traf es nicht exakt, aber man erhielt zumindest eine Vorstellung davon, wie sich die Leute in diesem Versteck fühlen mussten. Nero war jetzt schon seit circa zwei Monaten in diesem Versteck am Arsch der Galaxis und hatte die Mitarbeiter lange beobachtet. Immerhin gab es hier nicht viel für ihn zu tun. Es war nicht leicht auf einem Mond ganz ohne Atmosphäre zu leben. Er streifte oft durch die Gänge der Station, wenn er nicht versuchte Calistas Datapad weiter zu Entschlüssen. Die Verschlüsselung war vielschichtiger, als er erwartet hatte. Sie hatte mehrere Ebenen Einprogrammiert, welche jeweils mit einer steigernder Verschlüsselungsrate versehen war. Hinzu kamen immer längere und kompliziertere Passwörter. Langsam dachte Nero wirklich daran, das Datapad in eines der Labore zu bringen um es dechiffrieren zu lassen. Nero saß an der Konsole in seinem Raumschiff und überprüfte ein weiteres mal den neuesten Code, welcher seinen Erfolg Calistas Datapad zu entschlüsseln zunichte machte. Wütend packte er das Datapad und wollte gerade das Schiff verlassen, als ein Piepsen von der Konsole kam. Ein eingehender Ruf. Er aktivierte die Kommunikation und wandte sich dem Holoemitter zu.
"Nero. Ich habe neue Anweisungen für dich", begann Simon, ohne lange Einführung.
° Ich freue mich auch sehr, dich wieder zu sehen, Simon °, erwiderte er, ° was kann ich für dich tun? °
"Ein wichtiger Kunde hat sich angemeldet. Er will sich von unseren Fortschritten an dem Serum überzeugen".
° Was hat das ganze mit mir zu tun? °
"An und für sich eigentlich nichts, Nero. Leider habe ich zu spät davon erfahren und unser Verhandlungsführer ist erst auf dem Weg zur Station. Sie müssen unseren Kunden nur ein bis zwei Stunden beschäftigen, bis Herr Selaccii sie erreicht".
Als Nero den Hangar endlich erreichte, war das Raumschiff des Kunden bereits gelandet und die Rampe fuhr gerade herunter. Als der Kunde die Rampe herunter kam, gefror Nero das Blut in den Adern. Dieser Typ hatte etwas bedrohliches an sich. Natürlich war Nero auch schon früher Drogenbaronen, Piraten, Diktatoren und ähnlichem Abschaum begegnet. Doch dieser Typ hatte etwas an sich, was schlimmer war als all diese Typen zusammen. ° Willkommen im Nirgendwo, Mister Ashford °, begrüßte ihn Nero, als Ashford nah genug an ihn herangetreten war. Der Kunde lächelte matt "Freut mich Sie kennen zu lernen, Mister Hunt. Bisher hat man mir nur gutes über Sie berichtet. Aber ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden: Wie sieht es mit den Fortschritten aus?"
Nero wies mit einer knappen Handbewegung darauf hin, sich doch im Gehen weiter zu unterhalten ° Wenn Sie erlauben, würde ich Ihnen zuallererst gerne Ihre Unterkunft für die Dauer Ihres Aufenthaltes bei uns zu zeigen. Des weiteren möchte ich betonen, dass ich leider keinerlei Befugnisse habe, Sie über den Stand der Forschung zu informieren. Zu diesem Zweck wird sich in den nächsten Tagen ein Herr Spatium bei uns einfinden. Er wird Ihnen alles präzise erläutern °. Das brachte Nero ein weiteres, mattes, Lächeln von Ashford ein, als dieser erwiderte "Also sind Sie hier nur so etwas wie ein Empfangskomitee. Schade das Mister Gitt Ihr Talent so verkommen lässt. Oder werden Sie etwa bestraft?" Schlagartig versteinerte sich Neros Mine. Er und Bestraft? ° Mister Ashford, ich versichere Ihnen das meine Loyalität gegenüber meinem Arbeitgeber Grenzenlos ist. Mein Aufenthalt an diesem Ort ist mein persönlicher Wunsch gewesen. Sobald meine Angelegenheiten hier geregelt sind, werde ich wieder von hier verschwinden. Bitte Sehr, hier ist Ihr Quartier. Falls Sie etwas benötigen sollten, zögern Sie bitte nicht, uns Ihre Wünsche mitzuteilen °. Mit einer raschen Handbewegung öffnete er eine Tür und schritt hindurch. Die Kabine war äußerst Luxuriös eingerichtet und konnte einem Würdenträger aus Lexus das Gefühl geben sich wie ein Bettler in einem Palast zu fühlen. Schon seltsam. Nero kannte den Raum noch von damals, als er mit seinem Trupp die Station geentert hatten. Schon damals war es hier ziemlich luxuriös gewesen. Doch Simon hatte anscheinend entschieden, hier doch noch mal eine Schippe drauf zu legen. Außerdem hatte er dem gesamten Personal eingeschärft, diesen Raum nur den Kunden zukommen zu lassen, welche die Station ohne Shuttle Service anfliegen durften. "Ganz hübsch hier. Jetzt frag ich mich nur noch, ob Ihr noch genügend von meinem Geld in die Forschungsarbeiten investieren konntet, oder ob alles für diesen Kitsch-Raum ausgegeben worden ist". Ashford war offensichtlich angewidert. ° Wie bereits gesagt, ich bin nicht befugt mit Ihnen über die Forschung hier zu sprechen und ... °, weiter kam er nicht, da ihm Ashford ins Wort fiel. "Ja, ich weiß. Sie haben eigene Angelegenheiten hier zu regeln. Nachdem Sie mir schon nichts von der Forschung hier erzählen dürfen, darf ich dann wenigstens Fragen, welche "Persönlichen Angelegenheiten" ein Mann wie Sie auf eine einsame, verlassene Raumstation wie diese hier führt?" Irgend etwas an diesem Typen war seltsam, befand Nero. Er konnte spüren, dass von ihm eine tödliche Gefahr ausging. Gleichzeitig war er aber auch freundlich und seltsamerweise auch hilfsbereit. Sollte er ihm von Calista erzählen? Von ihrem verschlüsseltem Datapad? Nein. Das waren seine Privaten Angelegenheiten. Bestimmt würde dieser Typ das irgendwie für sich zu nutzen wissen. Am besten wäre es, ihm nicht mehr über den Weg zu laufen.
Ein lächeln umspielte Ashfords lippen "Ah, eine Verschlüsselung die Sie nicht knacken können. Lassen Sie doch mal sehen", forderte Ashford ihn auf. Er schnappte sich das Datapad und tippte einige Sekunden emsig darauf herum.
Und wieder war dieses eigenartige Lächeln auf Ashfords Gesicht zu sehen, richtete seine Aufmerksamkeit kurz darauf auf das Datapad und tippte darauf herum.
"Eine relativ simple Chiffrierung", behauptete Ashford.
° Nicht wirklich. Ebene für Ebene ändert sich der Code. Die obersten Daten waren auch für mich leicht zu entschlüsseln °, hielt Nero entgegen.
"Aber keineswegs sehr einfallsreich. Die Chiffrierung basiert auf der Fibonacci-Folge"
Dorian Ashford reichte seinem Gegenüber das Datapad zurück. Nero blickte erstaunt darauf. Es war komplett entschlüsselt. Er ging die Dateien durch und fand einen Brief. Je länger er las, desto wütender wurde er. Simon hatte alles geplant. ° Verzeiht mir, Mister Ashford, ich muss Sie verlassen °, sagte er und verließ den Raum.
Einige Wochen später nahm sein Plan langsam Gestalt an. Simon musste sterben. Er hatte Calista getötet. Er hatte Neros Regiment geschlossen. Doch es gab auch noch einige andere, die sein Leben zerstört hatten. Er würde ihnen auch Ihr Leben zerstören. Er ging zur Stormfire und bereitete seinen Abflug vor. Die Ladrin Station wartete schon auf ihn.
[Nero Hunt]
[Ladrin Station]
__________________ Nero Hunt
Soul of Kaja
Alias Samuel Gillespee
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