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Zum Ende der Seite springen Zrastiss
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- Divine Guardian -



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Geschlecht: Divine Guardian ist männlich
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Zrastiss Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

In diesen Thread gehören die Storylines, die generell auf Zrastiss spielen ...

__________________



09.01.2006 16:21 Divine Guardian ist offline E-Mail an Divine Guardian senden Homepage von Divine Guardian Beiträge von Divine Guardian suchen Nehmen Sie Divine Guardian in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Divine Guardian in Ihre Kontaktliste ein
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Der Wolf im Schafspelz (Ende) Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

[OFF-TOPIC: Tut mir echt leid, dass mein RPG-Beitrag diesmal so verdammt lang geraten ist. Natürlich neige ich sonst auch nicht gerade zu Dreizeilern, aber ich muss gestehen, dass der vorliegende Text mit Abstand mein bisher längster Beitrag ist. Das liegt aber vor allem daran, dass ich jetzt die Aeron-Quest so schnell wie möglich beenden wollte, damit wir endlich mit der Massenquest loslegen können. Dort wird es dann wieder wesentlich kürzere Postings von mir geben, versprochen – ebenso wie in unserem Non-Jedi-Projekt.]

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[Zrastiss - Orbit]
[Aeron Gates - Jackob Anderson - Eloin Sera]

Dunkelheit erwartete sie, als ihr Schiff wenig später aus dem Hyperraum fiel. Sie hatten den dunkelblauen Koloss auf seiner Nachtseite erreicht. Genau wie Mon Calamari oder Manaan war auch Zrastiss größtenteils von gigantischen Wassermassen bedeckt. Vielerorts ragten kleinere, felsige Inseln aus der Meeresoberfläche, auf denen die Einwohner des Planeten in jüngster Zeit angefangen hatten, fortschrittliche Fabriken zu errichten, um so ihren Status als "primitive" Spezies abzulegen. Diese Inseln waren jedoch überwiegend zu klein, um sie vom Weltall aus mit bloßem Auge erkennen zu können.

"Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wo genau er runtergegangen ist", meinte Jackob.

Aeron nickte und widmete sich sogleich den Anzeigen des Cockpits.

Nachdem er für einen Moment das Positionsdisplay studiert hatte, sagte er: "Es befinden sich zurzeit einige wenige Schiffe im Orbit von Zrastiss. Die meisten jedoch auf der Tagseite."

"Wie viele sind es auf der uns zugewandten Seite?", erkundigte sich Eloin.

Aeron deutete auf das Display. "Diese drei Punkte hier. Einer davon scheint den Planeten jedoch gerade zu verlassen, demnach müsste einer der beiden anderen Punkte unser Mann sein."

"Eine Fünfzig-Fünzig-Chance also." Jackob beugte sich über den Bildschirm und rieb sich das Kinn. "Hm, dieser hier scheint noch recht weit vom Planeten entfernt zu sein. Fast so weit weg wie wir. Ashford hatte allerdings einen deutlichen Vorsprung."

"Du meinst also, wir sollten dem Punkt folgen, der es schon fast bis zur Oberfläche geschafft hat?"

"Erscheint mir jedenfalls am vielversprechendsten."

"Dem stimme ich zu", schaltete Eloin sich ein. "Sofern er nicht wieder irgendein Spielchen mit uns spielt, hat er es vermutlich eilig, sein Ziel zu erreichen, weil er weiß, dass wir ihm im Genick sitzen."

"Gut." Aeron ergriff das Steuer und gab vollen Schub auf die Triebwerke.

Nachdem sie die Stratosphäre hinter sich gelassen und eine dichte Wolkendecke durchbrochen hatten, fanden sie sich in strömendem Regen wieder. Das Meer lag pechschwarz unter ihnen. Trotzdem konnte man bei genauerem Hinsehen erkennen, dass die Stürme einen ordentlichen Seegang heraufbeschworen hatten. Manche der Wellen hätten ein kleines Boot mühelos unter sich begraben können.

Das Raumschiff, in welchem sie Ashford vermuteten, war inzwischen von den Bildschirmen verschwunden. Wahrscheinlich, weil es in einem abgeschirmten Bereich gelandet war. Aeron steuerte daher die letzte verzeichnete Position des Schiffes an.

Plötzlich schrillte ein ohrenbetäubender Alarm durch das Cockpit, und überall blinkten bunte Lämpchen auf. Aeron sah auf den Monitor. "Flugabwehrraketen! So ein Mist. Festhalten!"

Offenbar hatte jemand ihr Erscheinen bemerkt.

"Nicht schon wieder", murmelte Jackob.

Aeron packte das Steuer und riss es kräftig herum. Das Schiff bäumte sich auf und vollführte eine scharfe Wende. Dann gab Aeron vollen Schub auf die Triebwerke und heizte haarscharf an den Raketen vorbei – in der Hoffnung, dass sie für einen Richtungswechsel von 180 Grad nicht ausgelegt waren oder für die Kehrtwende zumindest einige Zeit benötigen würden. Ein kurzer Blick auf die Armaturen verriet ihm allerdings, dass sie in dieser Hinsicht kein Glück hatten. Die Raketen saßen ihnen nun im Nacken.

"Wir müssen sie irgendwie abschütteln", sagte Aeron und ging sogleich in einen steilen Sinkflug über. Eloin und Jackob schafften es gerade noch, sich anzuschallen und in die Armlehnen ihrer Sitze zu krallen.

Knapp oberhalb einer gigantischen Welle zog Aeron den Bug wieder hoch und manövrierte zurück in Richtung der dunklen Regenwolken. Den Scannern zufolge schafften es die beiden Raketen nicht, ihren Kurs rechtzeitig anzupassen, und verschwanden im pechschwarzen Nass. Doch ehe Aeron erleichtert aufatmen konnte, brachen die Raketen erneut durch die Wasseroberfläche und setzten die Verfolgung fort.

"Leute, ich bin offen für Vorschläge."

"Besitzt dieses Schiff Täuschkörper?", fragte Jackob.

"Nein."

"Können wir vielleicht irgendetwas abwerfen?", erkundigte sich Eloin.

"Ebenfalls nein."

Die Raketen kamen unaufhörlich näher.

"Vielleicht geht ihnen ja bald der Treibstoff aus."

"Das wage ich zu bezweifeln."

"Können wir einen der Felsen anfliegen?"

"Nicht genügend Zeit."

Die Sirenen wurden schriller, und alle Bildschirme leuchteten rot auf. Aeron drehte das Steuer so weit es ging und vollführte eine Übelkeit erregende Schleife. Die Welt schien sich um sie zu drehen. Dann erbebte das Schiff auf einmal, als habe eine unsichtbare Kraft dem Rumpf einen gewaltigen Schlag verpasst. Eine laute Explosion war zu hören.

"Wir sind getroffen", meldete Aeron und versuchte, sie auf Kurs zu halten.

Eine weitere Explosion. Noch lauter, noch erschütternder. Plötzlich war ein Großteil der Bildschirme tot. Und das Schiff verlor sichtbar an Höhe.

"Wir stürzen ab", rief Eloin.

Jackob starrte durch die Frontscheibe auf die näherkommende Wasseroberfläche. "Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber ... NICHT SCHON WIEDER!"

Aeron riss mit aller Kraft das Steuer nach hinten – in der Hoffnung, den Sturz irgendwie abzumildern – und leitete die gesamte Energie in die Repulsorkissen um. "Macht euch bereit für den Aufprall!"

"Wie denn?", entgegnete Jackob.

Das Licht im Cockpit flackerte und fiel aus. Die drei Jedi klammerten sich verzweifelt an ihre Sitze und beobachteten, wie sich die Meeresoberfäche von Zrastiss in aberwitziger Geschwindigkeit auf sie zubewegte.

* * *

Aeron konnte sich nicht daran erinnern, das Bewusstsein verloren zu haben. Und im ersten Moment wusste er überhaupt nicht, was geschehen war. Doch dann fiel ihm der Absturz wieder ein. Der zweite Absturz innerhalb weniger Monate. Würde sie erneut eine Tortur erwarten wie damals auf Taran? Hatten die anderen den Absturz überlebt?

Erst jetzt wurde er sich des Umstands bewusst, dass er nicht atmen konnte. Er trieb unter Wasser, und er war von absoluter Finsternis umgeben. Wie es schien, war ihr Schiff nach dem Aufprall untergegangen und mit eisig kaltem, salzigem Meereswasser vollgelaufen. Alle Systeme waren zweifellos tot. Und selbst wenn nicht, wäre es wohl unmöglich gewesen, das Wrack allzu bald zu bergen.

Aeron löste sein Lichtschwert vom Gürtel und aktivierte es. Die viridian-grüne Energieklinge brachte das Wasser in ihrer unmittelbaren Umgebung zum Brodeln und beleuchtete das Innere des Cockpits nur geringfügig. Doch es reichte aus, um zu erkennen, dass die Frontscheibe zertrümmert war und dass sich neben Aeron sonst niemand mehr im Cockpit befand. Also deaktivierte er sein Lichtschwert wieder, schwamm zu der letzten verbliebenen Luftblase in einer der oberen Ecken, holte dort tief Luft und tauchte dann durch das große Loch in der Frontscheibe, um so schnell wie möglich an die Wasseroberfläche zu gelangen.

Als er nach einer schier endlos erscheinenden Zeit endlich auftauchte und nach Atem ringen konnte, empfingen ihn sogleich eiskalte Winde, die erbarmungslos durch sein nasses Haar fuhren und ihm eine Gänsehaut bescherten, sowie ein dichter Regen, dessen Tropfen sich wie kleine Nadeln auf seinem Kopf anfühlten. Die Wellen veranstalteten ein ohrenbetäubendes Getöse. Mal hoben sie ihn zig Meter in die Höhe, mal ließen sie ihn in ihren Tälern beinahe untergehen.

Er rief nach Jackob und Eloin, erhielt aber keine Antwort. Also reckte er sein Lichtschwert hoch über den Kopf und aktivierte es. Das gleißend helle Grün würde auch über weite Entfernung noch gut zu sehen sein. Er hoffte bloß, dass es nicht auch von jenen gesehen werden würde, die ihnen die Raketen auf den Hals gehetzt hatten.

Wenige Augenblicke später war in einiger Entfernung ein blauer Energiestrahl zu sehen, dicht gefolgt von einem zweiten, der etwa gleichweit entfernt schien, aber 45 Grad von der Position des ersten abwich. Aeron schwamm sogleich in Richtung der anderen beiden.

Nach einigen Minuten kräftiger Schwimmzüge trafen die drei aufeinander.

Jackob war der Erste, der sich zu Wort meldete. "Immerhin warten diesmal keine aggressiven Wüstenbewohner auf uns, was?"

Aerons Mundwinkel zuckten.

Eloin, deren Haar feucht an ihrem Kopf klebte, schaute zwischen den beiden hin und her. "Wieso fühle ich mich bei euch immer wie das fünfte Rad am Wagen?"

"Jackob und ich haben einfach schon eine Menge zusammen erlebt", rief Aeron über den Lärm des Sturms hinweg. "Das ist alles. Aber keine Sorge, die bist auf dem besten Wege, in unsere ständige Pechsträhne hineingezogen zu werden."

Er blickte sich um, bis er das Festland entdeckte – ein geringfügig beleuchteter Schemen am Horizont. "Los jetzt. Wir sollten uns beeilen, an Land zu kommen. Die Kälte des Wassers wird uns bald träge machen, und wir wissen nicht, wie viel Zeit uns bleibt, Dorian ausfindig zu machen, ehe seine Spur verwischt."

* * *

Es war alles andere als leicht, sich durch den starken Seegang ans Ufer zu kämpfen. Als sie es endlich geschafft und festen Grund unter den Füßen hatten, erlaubten sie sich einen Moment des Rastens, ehe sie ihren Weg fortsetzten. Unglücklicherweise waren ihre Roben völlig durchnässt, weswegen sie auch jetzt noch froren, da der Wind ihnen unnachgiebig um die Ohren heulte.

Das Gebiet war karg und felsig. Weit und breit konnten sie nichts als graues, scharfkantiges Gestein erkennen. Eloin deutete auf einen schwachen Lichtschein hinter einer Felsformation. Aeron nickte, und zusammen machten sie sich daran, das unwegsame Gelände zu erklimmen.

Oben angekommen, blickten sie auf ein ausgedehntes Tal hinab, in dem ein großer, industrieller Gebäudekomplex errichtet worden war. Wären da nicht die vielen Scheinwerfer gewesen, die das Durastahl-Gebäude in ein schauriges Licht tauchten, hätte man es vor dem gräulichen Hintergrund der Felsen leicht übersehen können.

"Zrastiss ist für seine Waffenfabriken bekannt", entsann sich Eloin.

Jackob kniff die Augen zusammen. "Glaubt ihr, das ist eine davon?"

"Schon möglich", entgegnete Aeron.

Vor dem Fabrikgebäude verlief eine Trasse auf circa acht Meter hohen Pfeilern, ähnlich einer langen Brücke. Sie beschrieb einen Bogen in Richtung der Fabrik. Das andere Ende war von ihrer Position aus nicht zu erkennen. Als sie den recht steilen Hang hinabgeklettert waren und die Trasse fast erreicht hatten, hörten sie ein summendes Geräusch. Das Licht von Scheinwerfern näherte sich ihnen. Es war ein Fahrzeug auf der Trasse. Rasch versteckten sie sich neben einem der Pfeiler und warteten ab.

Das Fahrzeug folgte der Trasse bis ins Innere der Fabrik, ohne dabei die Geschwindigkeit zu drosseln. Offenbar waren sie nicht gesehen worden.

Aeron bedeutete den anderen mit einem Handzeichen, dass sie weitergehen sollten. Da sie jedoch keinen anderen Eingang entdecken konnten, sprangen sie mithilfe der Macht auf die Trasse und folgten ihr bis zu der Stelle, an der das Fahrzeug in die Fabrik vorgedrungen war.

Das Tor stand offen.

Sie gelangten in einen kaum beleuchteten Tunnel. Das schwache Licht reichte gerade so aus, um die eigene Hand vor Augen zu sehen und eine ungefähre Vorstellung von der Umgebung zu bekommen. Genau wie auf der Trasse verliefen auch hier Schienen am Boden. An den Wänden waren überall Schaltkästen, Kabel, Drähte und Schläuche zu sehen. Aus allen Richtungen hörte man summende und knisternde Geräusche.

"Ziemlich gruselig hier", murmelte Jackob.

Nachdem sie dem Tunnel eine Weile gefolgt und mehrmals abgebogen waren, erreichten sie schließlich eine Produktionshalle und fanden sich auf einer Art Brücke wieder, die in einiger Höhe die Halle überspannte. Der Lärm von Maschinen war allgegenwärtig. Hier stieg Dampf auf, dort stoben Funken. Es gab Fließbänder, Greifarme, Schmelzgruben und ...

"Achtung!", rief Aeron.

Auf der Brücke erschien das Licht von Scheinwerfern. Allem Anschein nach näherte sich ein weiteres Fahrzeug über die Schienen. Den drei Jedi gelang es gerade noch, über das Geländer zu hechten, ehe sie gesehen oder überfahren werden konnten. Unten erwartete sie harter Durastahl-Boden.

Sie versteckten sich hinter einer der Maschinen und blickten sich vorsichtig um. Vereinzelt konnten sie in der Halle humanoide Kreaturen herumlaufen sehen. Zrass – die Ureinwohner des Planeten. Sie waren an die zwei Meter groß, außerordentlich muskulös und kahlköpfig. Ihr Nacken war so breit, dass es aussah, als würden ihren Schultern direkt in den Schädel übergehen. Sie besaßen vier Arme, zwischen denen sich semitransparente Schwimmhäute spannten. Ihre graue, ledrige Haut erinnerte an die von Meeressäugern.

"Hm!" Eloin schürzte die Lippen. "Sie tragen keine Wappen."

"Wappen?", fragte Aeron.

"Ja. Die Zrass leben in Clans. Jeder Clan hat sein eigenes Wappen. Und dieses Wappen tragen sie auf dem Rücken, als markantes Muster auf ihrer Haut. Ich weiß nicht genau, wie sie es machen – ob sie es sich tätowieren oder einbrennen, oder ob es etwas Genetisches ist und auf natürliche Weise in ihrer Zellstruktur entsteht. Aber diese Zrass dort haben keinerlei Muster auf dem Rücken."

"Und das bedeutet?", erkundigte sich Jackob.

"Das müssen Clanlose sein. So etwas Ähnliches wie Pariah, Geächtete, Bastarde. Sie haben kein Zuhause, keine Zukunft."

Aeron dachte darüber nach. "Dann war es Dorian sicherlich ein Leichtes, sie für seine Pläne einzuspannen."

"Wir sollten auf jeden Fall vorsichtig sein. Ich habe gehört, dass die clanlosen Zrass sehr viel gewaltbereiter sind, weil sie von Natur aus die Devise 'Behandle andere gut, dann wirst du auch gut behandelt.' nicht kennen und deshalb vor nichts zurückschrecken."

"Sonst noch etwas, das wir über sie wissen sollten?" Jackob imitierte mit seinen Händen eine Waage. "Stärken? Schwächen?"

"Ehm ..." Sie schien nachzudenken. "Zrass können sehr gut im Dunkeln sehen. Ihr Gehör ist hingegen deutlich eingeschränkt. Wie ihr seht, haben sie keine Ohrmuscheln. Die wären beim Schwimmen und Tauchen auch eher hinderlich. Dafür haben sie aber eine Art sechsten Sinn, der sie elektrische Felder in ihrer Nähe erspüren lässt. Die Impulse, die von eurem Gehirn oder Herzen ausgehen, sind für eine Ortung bereits ausreichend. Das heißt, ihr könnt euch nicht unbemerkt an sie heranpirschen oder ohne Weiteres an ihnen vorbeischleichen."

"Hätte mich auch überrascht, wenn es zur Abwechslung mal einfach wäre."

Während sich die beiden auf diese Weise leise unterhielten, beobachtete Aeron den Zrass, der ihnen am Nächsten war. Er hatte seine Arbeit jäh unterbrochen und schien nach etwas zu suchen, ohne genau zu wissen, wonach. Langsam aber sicher kam er auf sie zu.

"Mist, da hat uns einer gewittert. Lasst uns nach Ashford suchen."

Rasch wichen sie zurück und bewegten sich durch die Schatten hinter den Maschinen, bis sie auf einen Wartungstunnel stießen, in dem sie sich verstecken konnten. Aeron spähte um die Ecke. Der Zrass schien die Suche nach ihnen aufgegeben zu haben und kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück.

"Ich denke, wir sollten diesem Tunnel folgen und schauen, wohin er uns führt. In dieser Halle wimmelt es von Zrass. Die werden früher oder später auf uns aufmerksam."

"Das würde ich mir noch mal überlegen", wandte Jackob ein.

"Wieso?" Aeron runzelte die Stirn und folgte Jackobs ausgestrecktem Zeigefinger.

Und dort war er. Ashford!

Er musste soeben die Produktionshalle betreten haben. Nun stand er zusammen mit einer Handvoll Zrass mittig in der Halle. Die Gruppe war zu weit entfernt, als dass Aeron das Gespräch hätte belauschen können. Die kehligen Laute der Zrass drangen zwar an sein Ohr, jedoch war er dieser Sprache nicht mächtig. Und Ashford sprach sehr leise, fast schon heimlichtuerisch.

Einer der Zrass schien aufmüpfig zu werden. Womöglich war er mit seinen neuen Befehlen nicht einverstanden, oder er hatte erkannt, für welch miese Spielchen er missbraucht wurde. Ashford wirkte im Vergleich zu seinem Gegenüber, der ihn um mindestens einen Kopf überragte und vor Muskeln nur so strotzte, geradezu mickrig. Doch er ließ sich nicht einschüchtern. Gelassen trat er vor, hob langsam den Arm und legte zwei Finger an den mächtigen Brustkorb des Zrass. Aeron konnte sehen, wie sich die Augen des Arbeiters weiteten. Dann brach er zusammen, krümmte sich am Boden und stieß schmerzerfüllte Schreie aus.

Ashford trat einen Schritt zurück und vergewisserte sich mit zusammengekniffenen Lippen, ob die übrigen Zrass seine Botschaft – sein Exempel – verstanden hatten. Anschließend kehrte er ohne ein weiteres Wort um und verschwand in einem Korridor.

"Los, hinterher!" Jackob sprang auf ...

... doch Aeron hielt ihn zurück. "Wir würden geschnappt werden, ehe wir ihn erreichen."

"Mit ein paar unbewaffneten Zrass werden wir doch locker fertig!"

"Bis auf Weiteres", sagte Aeron in ruhigem Ton, "müssen wir die hier arbeitenden Zrass als Zivilisten oder gar als Geiseln betrachten. Wir wissen nicht, inwieweit sie in Ashfords Machenschaften eingeweiht sind und ob sie freiwillig für ihn arbeiten. Zudem sind sie unbewaffnet. Wir können also nicht einfach losrennen und jeden niedermähen, der sich uns in den Weg stellt."

Jackob schien einsichtig und nickte stumm.

"Zweitens", fügte Aeron hinzu, "sollten wir Ashford nicht unterschätzen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieser Ort mit allerhand Sicherheitssystemen vollgestopft. Er verfügt bestimmt über gut ausgebildete Soldaten oder eine kleine Armee von Kampfdroiden. Demzufolge sollten wir jede Art von Alarm um jeden Preis vermeiden."

"Dem stimme ich zu", sagte Eloin. "Aber wir dürfen ihn auch nicht aus den Augen verlieren. Wie sollen wir ihm folgen, wenn nicht auf direktem Wege?"

Zur Antwort öffnete Aeron eine der Taschen an seinem Gürtel und holte ein winziges Objekt daraus hervor, nicht größer als eine Rosine – sowie einen zweiten Gegenstand, der einer Armbanduhr ähnelte.

"Das habe ich mir kurz vor unserem Aufbruch auf der Ladrin-Station besorgt", erklärte er. "Ich hatte einfach keine Lust mehr, dass Ashford uns ständig entwischt!"

Jackob und Eloin beäugten das Equipment teils neugierig, teils skeptisch. "Was ist das?"

"Eine Drohne." Aeron betätigte eine Taste auf der Armbanduhr, und das kleine metallene Objekt begann zu schweben. "Ich werde sie so programmieren, dass sie Ashford unauffällig folgt."

Wie eine Roboter-Biene, nur leiser (weil sie Repulsertechnologie anstelle von bionischen Flügeln verwendete), jagte die Drohne Ashford hinterher. Ein in die Armbanduhr eingebautes Display zeigte ihnen die Aufnahmen einer mikroskopisch kleinen Drohnenkamera. Glücklicherweise hatte Ashford es nicht sehr eilig, daher hatte ihn die Drohne nach kürzester Zeit eingeholt.

Sie verfolgten, wie Ashford einige Korridore durchschritt, ehe er vor einer breiten Tür Halt machte. Er betätigte einen Knopf an der Wand und wartete, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen. Wenig später öffnete sich die Tür und gab einen geräumigen Turbolift preis.

Die Drohne steuerte ins Innere des Lifts, ehe die Tür sich wieder schloss.

"Er fährt nach unten", stellte Jackob fest.

Die Fahrt dauerte länger als erwartet. Entweder war der Lift verdammt langsam, oder es ging mehr als nur zwei bis drei Etagen in die Tiefe. Je länger der Turbolift unterwegs war, desto schlechter wurde die Verbindung zu der Drohne. Störungen tauchten auf dem Display auf, dann begann das Bild zu flackern. Und in dem Moment, in dem der Lift anhielt und sich die Türen öffneten, brach die Verbindung ab.

"Mist." Aeron nahm seinen Arm herunter. "Sieht so aus, als führe unser Weg nach unten."

"Ziemlich weit nach unten", fügte Eloin hinzu.

"Ich schlage vor, wir folgen diesem Wartungstunnel, wie wir es ursprünglich vorhatten", sagte Jackob. "Vielleicht ergibt sich dort drin ja eine Möglichkeit, sich nach unten vorzuarbeiten."

"Klingt nach einem guten Plan. Also los!"

* * *

Nachdem sie einige Male links und rechts abgebogen waren, fanden sie schließlich eine Stelle innerhalb des Wartungstunnels, an der eine Leiter nach unten führte. Über diese gelangten sie etwa eine oder zwei Etagen tiefer in ein weiteres Netz aus Tunneln, deren Wände hinter einem Wust aus Rohren und Kabeln kaum zu sehen waren. Da hier unten keine Lampen angebracht waren, zündete Eloin ihr Lichtschwert, um sich und den anderen beiden das Vorankommen zu erleichtern. Erneut bahnten sie sich einen Weg entlang der vielen Abzweigungen, bis sie auf noch eine Leiter stießen, die hinab führte. Unten angekommen, erwarteten sie jedoch keine weiteren Tunnel. Es war eine Sackgasse.

"Und jetzt?", fragte Jackob.

Aeron dachte einen Moment nach, dann aktivierte er sein Lichtschwert. "Es gibt nur einen Weg ... abwärts."

Mit diesen Worten begann er, in den Boden ein halbwegs kreisrundes Loch zu schneiden. Jackob und Eloin sprangen auf die Sprossen der Leiter, um Aeron nicht im Weg zu stehen und nicht versehentlich ein Bein zu verlieren.

Als Aeron den Kreis beendet hatte, geschah nichts. Der Boden blieb an Ort und Stelle, rührte sich keinen Millimeter.

"Sieht so aus, als sei meine Klinge nicht lang genug." Er sah zu den anderen beiden hinauf. "Wie steht's mit euch?"

"Hey, schau mich nicht so an", entgegnete Jackob mit gespielter Entrüstung. "Ich werde jetzt sicherlich nicht darauf eingehen, wer von uns beiden den Längeren hat!"

"Witzbold." Aeron konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Eloin kam zu ihm herunter. "Ich habe da eine Idee."

Sie streckte ihre Hand aus und ließ das Lichtschwert über ihrer Hand schweben. Mithilfe der Telekinese lenkte sie es in den kreisförmigen Schlitz am Boden. Sie konnten hören, wie die Energieklinge fauchend zum Leben erwachte und die Arbeit fortsetzte.

"Jetzt komme ich mir irgendwie dumm vor", murmelte Aeron.

"Damit wären wir schon zwei", erwiderte Jackob, der noch immer über ihnen an der Leiter hing.

Aeron leistete ihm dort Gesellschaft. "Ich hoffe, wir graben uns hier nicht gerade durch hundert Meter massives Felsgestein."

Wie aufs Stichwort verschwand das ausgeschnittene Stück plötzlich in der Tiefe. Alle drei Jedi streckten gleichzeitig ihre Hand aus, um den schweren Brocken mithilfe der Macht aufzufangen. Das Letzte, was sie zurzeit brauchten, war ein ohrenbetäubender Knall, der Ashford über ihre Anwesenheit in Kenntnis setzen würde.

Ganz behutsam ließen sie den Brocken zu Boden. Dann versammelten sie sich um den Kreis und starrten in die Finsternis zu ihren Füßen.

"Das ist ein ziemlich tiefes Loch", sagte Jackob.

"Du hast Recht", entgegnete Aeron und löste ein Seil von seinem Gürtel. "Wir sollten uns besser abseilen, anstatt blind in unser Verderben zu springen."

Er befestigte das Ende des Seils an einem strapazierfähig aussehenden Rohr, da er der Stabilität der Leiter nicht traute. Dann sprang er als Erster durch die Öffnung im Boden, dicht gefolgt von Eloin und Jackob.

Unten angekommen gewöhnten sich seine Augen allmählich an die Dunkelheit. Von irgendwoher drang ein Quäntchen Licht. Aber nicht viel. Aeron wartete noch einen Moment, bis seine Augen genügend Rhodopsin produziert hatten, um auch bei diesen katastrophalen Lichtverhältnissen genügend sehen zu können.

Sie schienen sich in einer Art Gruft zu befinden. Die Decke wölbte sich weit über ihnen. Im Gegensatz zur Fabrik, welche größtenteils aus Durastahl gefertigt worden war, schien hier alles aus reinem, dunklem Felsgestein zu bestehen. Aeron vermutete, dass dieser Ort schon sehr viel länger existierte als der Gebäudekomplex an der Oberfläche.

"Schaut euch mal die Wände an", sagte Jackob leise. "Reliefe und Schriftzüge. Sie scheinen eine uralte Geschichte zu erzählen."

"Ich vermute, dass dieser Ort vor langer Zeit mal eine heilige Stätte für die Zrass dargestellt hat", entgegnete Aeron. "Wer weiß, wie lange das schon her ist."

Eloin sah sich die vielen Bruchstücke am Boden an. "Dem Verfall nach zu urteilen, muss dieser Ort schon vor einigen Jahrhunderten aufgegeben worden sein."

"Ein hervorragender Unterschlupf für Ratten wie Ashford."

Am anderen Ende der dunklen Halle gelangten sie in einen schmalen Gang, der sie weiter bergab führte, und bald darauf fanden sie sich in einem Labyrinth aus Gängen wieder.

"Er könnte hier überall sein", murmelte Jackob. "Was sagt deine Drohne?"

Aeron sah auf das kleine Display an seinem Handgelenk. Die Aufnahmen der Drohnenkamera bestanden nach wie vor nur aus Rauschen. Er schaltete um auf die Kartenansicht. Und tatsächlich empfing er ein schwaches Signal von der Drohne. Ab und zu leuchtete ein kleiner Punkt in der oberen linken Ecke der Karte auf.

"Sie befindet sich in dieser Richtung", sagte Aeron und deutete auf eine Wand.

Jackob berührte die Wand und schien ihre Breite abschätzen zu wollen. "Sollen wir uns da durchschneiden?"

"Nein, die Drohne ist noch zu weit entfernt. Wir müssten uns vermutlich durch ein Dutzend Wände schneiden, ehe wir sie erreichen. Und wir haben keine Ahnung, was uns hinter diesen Wänden erwartet. Ich schlage vor, wie folgen stattdessen den Gängen und versuchen, uns langsam in Richtung des Drohnensignals vorzuarbeiten."

"Alles klar. Dann geh du am besten voraus."

Aeron nickte und eilte auf leisen Sohlen durch die Dunkelheit, Jackob und Eloin dicht hinter ihm.

Nachdem sie einige Male abwechselnd links und rechts abgebogen waren, um sich so auf diagonalem Wege der Position der Drohne zu nähern, hielt Aeron plötzlich abrupt an und drückte seine beiden Begleiter mit einem ausgestreckten Arm gegen die Wand.

"Was ...?"

Aeron bedeutete Jackob still zu sein. Kurz darauf waren Schritte zu hören.

Zwei Männer kamen dicht an ihnen vorbei. Sie schritten den Gang entlang, der unmittelbar vor ihnen den ihren kreuzte. Doch sie blickten starr geradeaus, schauten sich nicht um. Deshalb bemerkten sie die drei Jedi nicht.

Die Schritte wurden leiser und verstummten schließlich.

"Das waren keine Zrass", erkannte Jackob.

"Womöglich dient die Fabrik nur als Deckmantel", erwiderte Eloin, "und Ashfords eigentlichen Machenschaften finden hier unten statt."

"Ist anzunehmen." Aeron sah um die Ecke und hielt Ausschau nach weiteren Handlangern Ashfords.

"Wir sollten den Männern folgen und herausfinden, was hier gespielt wird", sagte Jackob.

Aeron war entschieden dagegen. "Ashford hat Priorität. Er scheint der Drahtzieher des Ganzen zu sein. Wenn es uns gelingt, ihn festzunehmen, setzen wir seinem Treiben ein Ende. Dann können wir uns immer noch mit der Frage beschäftigen, was er eigentlich genau vorhatte."

"Warst du nicht derjenige, der immer wieder darauf hingewiesen hat, dass wir Ashford nicht unterschätzen sollen? Sein Plan läuft bestimmt auch ohne sein direktes Eingreifen. Dafür wird er gesorgt haben. Und du glaubst doch nicht wirklich, dass er einfach so aus dem Nähkästchen plaudern wird, sobald wir ihn eingebuchtet haben, oder?"

"Was schlägst du also vor? Dass wir uns aufteilen? Bei unserem letzten Aufeinandertreffen ist es uns nicht einmal zu dritt gelungen, ihn dingfest zu machen."

"Da sind wir aber auch ziemlich blauäugig an die Sache herangegangen, indem wir ihm erlaubt haben, eine kämpferische Auseinandersetzung anzuzetteln. Wir werden sicherlich nicht zweimal den gleichen Fehler begehen."

Aeron legte die Stirn in Falten. "Als ob uns das nicht schon einige Male passiert wäre."

"Punkt für dich", erkannte Jackob. "Aber diesmal haben wir das Moment der Überraschung auf unserer Seite. In einem offenen Kampf ziehen wir offensichtlich immer den Kürzeren, aber falls es uns gelingen sollte, ihn zu überrumpeln ..."

"Na schön. Eloin und ich werden weiter nach Ashford suchen, während du seinen Lakaien folgst. In dem Fall solltest du dich aber beeilen. Wir haben viel Zeit mit Reden verplempert. Vielleicht hast du ihre Spur schon verloren. Diese Gruft scheint ein einziger Irrgarten zu sein."

"Keine Sorge, ich mach das schon."

"Gut, dann los. Wir treffen uns in der großen Halle. Dort, wo wir uns abgeseilt haben. Zögere nicht, uns zu kontaktieren, falls du in Schwierigkeiten gerätst."

"Wird schon nicht passieren."

Mit diesen Worten verschwand er in Richtung der Männer, die kurz zuvor an ihnen vorbeigekommen waren. Aeron und Eloin folgten demselben Gang derweil in die entgegengesetzte Richtung. Bei jeder Kreuzung oder Abzweigung wies ihnen das Display an Aerons Handgelenk den Weg.

Schließlich erreichten sie einen größeren Raum, dessen Decke von Säulen gestützt wurde. In der Mitte stand eine metallene Schüssel, in der ein Feuer loderte. Zu beiden Seiten, jenseits der Säulen, befanden sich Durchgänge, hinter denen Stufen in weitem Bogen nach oben führten. Am anderen Ende des Raums stand eine Tür aus Durastahl offen, die so gar nicht zu dem antiken Baustil des gruftähnlichen Gewölbes passte. Sie musste nachträglich installiert worden sein. Vermutlich im Auftrag von Ashford oder einem seiner Gefolgsleute. Aber wieso? Was lag dahinter?

Ein Lichtschimmer drang durch die breite Öffnung der Tür. Aeron warf einen Blick auf das Display. Die Drohne befand sich direkt vor ihnen, im nächsten Raum.

Er legte einen Finger an seine Lippen, um Eloin zu signalisieren, dass sie sich von nun an mucksmäuschenstill verhalten mussten. Dann schlichen sie gemeinsam durch die Tür und betraten den angrenzenden Raum, der sich als kreisrund und unerwartet groß entpuppte. Eine steinerne Tribüne mit etlichen Sitzreihen, die unweigerlich an einen antiken Senatssaal erinnerte, legte den Verdacht nahe, dass es sich hierbei um einen Versammlungsort aus längst vergangenen Tagen handelte – vermutlich zu religiösen oder okkulten Zwecken. Allerdings kannte Aeron sich mit den Zrass zu wenig aus, als dass er sich dessen hätte sicher sein können.

Im Zentrum des Saals – umgeben von der Tribüne – befand sich eine Art Podest oder Altar, über dem eine leblos wirkende Gestalt schwebte, gefangen in einem Eindämmungsfeld. Die Energie, durch die die Gestalt an Ort und Stelle fixiert wurde, waberte in Form von bläulichen Wolken um die metallenen Schellen an den Händen und Füßen der Gestalt.

Damit hatten sie den Ursprung des Lichtschimmers entdeckt.

Doch von Ashford fehlte jede Spur. Das war nicht gut!

"Wir sollten vorsichtig sein", wisperte Eloin.

Aeron trat näher an das Eindämmungsfeld und betrachtete die darin gefangene Person. Es war ein Mann, allem Anschein nach menschlich, und altersmäßig irgendwo zwischen fünfzig und sechzig Jahren. Sein gräulich-braunes Haar war zu einem dicken Pferdeschwanz gebunden und ruhte auf seiner Schulter. Die Augen waren geschlossen, der Mund stand halb offen, die Nase war gekrümmt. Eine lange Narbe zog sich über seinen Hals, begann kurz unterhalb des rechten Ohrs und endete vermutlich irgendwo auf seiner Brust. Der Mann trug eine abgewetzte Jedi-Tunika.

"Ich weiß, wer das ist", sagte Aeron. " Ein Jedi-Meister. Sein Name ist Elran Komarr. An meinem ersten Tag auf Eskalon habe ich im Tempel ein Bild von ihm gesehen. Er war damals schon als vermisst gemeldet."

"Dann scheint er sich schon eine ganze Weile in Gefangenschaft zu befinden", erkannte Eloin. Sie trat näher an den Mann heran und ging in die Hocke. "Schaut Euch das an."

Aeron folgte ihrem Blick und entdeckte die kleine Drohne. Sie schien sich in dem Eindämmungsfeld verfangen zu haben. Das bedeutete, dass Ashford hier gewesen war. Damit blieb jedoch die Frage offen, wo er sich in diesem Moment aufhielt.

Ein Laut ließ die beiden Jedi zusammenfahren. Meister Komarr schien aus seiner Bewusstlosigkeit zu erwachen. Er war also noch am Leben.

Quälend langsam öffnete er die Augen. Es schien eine Weile zu dauern, bis er realisierte, dass er nicht allein war.

"Wer seid Ihr?", fragte er mit brüchiger Stimme.

"Ich bin Jedi-Meister Aeron Gates, und das ist Meisterin Eloin Sera. Wir sind hier um Euch zu befreien und Eurem Peiniger das Handwerk zu legen."

"Ah ..." Komarr atmete mehrmals ein und aus, ohne etwas zu sagen. Der Mann wirkte so träge wie eine Schildkröte. "Und Ihr seid nur zu zweit?"

"Eigentlich zu dritt", gestand Aeron. "Aber wir haben uns aufgeteilt."

"Dann wird das vermutlich ein recht kurzer Rettungsversuch." Langsam schien Komarr wieder zu Kräften zu kommen. Er sprach nun etwas flüssiger, und auch sein Blick wirkte klarer und wacher. "Passt auf. Es gibt da etwas, dass Ihr ... Oh nein, hört Ihr das? Da kommt jemand."

Er hatte Recht. Es waren Stimmen und Schritte zu hören.

"Haltet durch", sagte Aeron. "Wir werden Euch bei der erstbesten Gelegenheit befreien."

Dann brachten er und Eloin sich mit einem Machtsprung ganz oben, hinter der letzten Reihe der Tribüne, in Deckung.

Wenig später betraten Ashford und zwei Handlanger den Saal.

"Ah, ich sehe, du bist wach." Ashford erschien wie immer in bester Laune. "Das trifft sich gut. Ich bringe fantastische Neuigkeiten."

"Das wage ich zu bezweifeln", entgegnete Meister Komarr.

"Nein nein, ganz ehrlich. Wir haben soeben die heiße Phase erreicht. Das bedeutet, ich brauche dich nicht länger für meine Experimente."

"Demnach wirst du mich jetzt töten, nehme ich an."

"Aber, aber ... Warum sind wir denn heute so negativ? Hältst du mich für derart undankbar? Ich bin doch kein Barbar! Ohne dich wäre ich jetzt nicht in der Lage, der verdammten Jedi-Exklave auf Eskalon das Rückgrat zu brechen."

Aeron zuckte zusammen.

"Dir steht es frei zu gehen." Ashford holte eine kleine Fernbedienung hervor und betätigte einen Knopf. Das Eindämmungsfeld schaltete sich ab, und der Jedi-Meister stürzte zu Boden. Vermutlich hatte er schon seit einer ganzen Weile keine festen Boden mehr unter den Füßen gehabt.

"Schau her", sagte Ashford, "ich gebe dir sogar deine Spielsachen zurück."

Mit diesen Worten warf er dem Jedi-Meister ein Lichtschwert zu.

Der alte Mann schien verwirrt. Aeron konnte in dem Ausdruck auf Meister Komarrs Gesicht erkennen, dass dieser sich fragte, wo der Haken an der Sache war.

Ashford trat beiseite. "Jungs, seid nicht unhöflich. Lasst doch den armen Mann vorbei!"

Seine Handlanger machten ebenfalls Platz.

Der Jedi-Meister rührte sich nicht von der Stelle. Er wusste, dass Ashford ihn nicht einfach so gehen lassen würde.

Plötzlich waren erneut Schritte zu hören. Ein Droide erschien im Eingang des Saals. Aeron kannte diesen Typ nicht, doch es schien sich um eine Art Kampfdroide zu handeln.

"Huch! Na, wo kommt der denn her?" Ashford mimte den Unschuldigen. "Das ist mir jetzt ein bisschen peinlich. Normalerweise halte ich meine Versprechen immer ein. Aber für einen erfahrenen Jedi-Meister wie Euch sollte so ein mickriger kleiner Droide ja eigentlich kein Problem darstellen, oder?"

Der Jedi-Meister zündete sein Lichtschwert. Die giftgrüne Klinge spiegelte sich in seinen Augen, die voller Entschlossenheit schienen.

Der Droide hob seinen Waffenarm und feuerte. Der Jedi pariert mit dem Lichtschwert, doch der Schuss wurde nicht abgelenkt, sondern traf den Jedi genau in die Brust. Aeron hatte den für Blaster und andere Feuerwaffen typischen schmalen Lichtblitz erwartet. Stattdessen hatte die Kanone des Droiden jedoch eine Art Energiestoß verschossen, der fürs menschliche Auge beinahe unsichtbar war.

Der Jedi-Meister schien nicht verletzt zu sein, doch er wirkte plötzlich sehr erschrocken und verwundbar. Aeron war entsetzt, denn auf einmal konnte er Elran Komarr nicht mehr in der Macht wahrnehmen. Stattdessen herrschte an der Stelle, an der der Jedi.Meister stand, eine Art Vakuum in der Macht.

"Faszinierend, nicht wahr?", rief Ashford voller Begeisterung. "Mal sehen, wie ein Jedi ohne seine Macht zurechtkommt."

Einer der Handlanger zückte auf Ashfords Nicken hin einen Blaster und feuerte.

Ehe Aeron sich Gedanken darüber machen konnte, ob er dem Jedi-Meister zur Hilfe eilen oder besser in seinem Versteck bleiben sollte, brach der alte Mann auch schon zusammen. Seine Tunika war verkohlt. Ein Loch klaffte in seiner Brust. Ihm blieben sicherlich nur noch Sekunden, ehe er eins mit der Macht wurde.

Ashford baute sich neben dem sterbenden Mann auf. "Die monatelange Forschung macht sich bezahlt."

"Wie ...?", war alles, was Meister Komarr noch über die Lippen brachte.

"Ach, wo soll ich da anfangen?" Ashford schlenderte um Meister Komarr herum. "Im vergangenen Jahr habe ich viel Zeit mit wissenschaftlichen Experimenten verbracht. Mein Ziel war es, einen Weg zu finden, mich des lästigen Jedi-Abschaums auf Eskalon zu entledigen – und dies auf eine möglichst geschickte Art und Weise, um unnötige Verluste zu vermeiden. Wie Ihr euch sicher vorstellen könnt, war ich nicht besonders erfreut, als mir zu Ohren kam, dass Euer Orden mit dem Gedanken spielte, ausgerechnet hier einen neuen Außenposten zu errichten. Ihr müsst wissen, dass wir uns hier im Laufe der Zeit ein einwandfrei funktionierendes Ökosystem aufgebaut haben. Man könnte sagen, dass wir unseren eigenen kleinen Orden gegründet haben, der im Verborgenen über Jahre hinweg die Geschicke der hiesigen Sternsysteme gelenkt hat, wovon stets beide Seiten gleichermaßen profitierten. Daher sind die Jedi nicht nur uns, sondern auch den Bewohnern des Askan-Sektors ein Dorn im Auge."

Meister Komarr schnaubte.

Ashford legte den Kopf schief. "Was? Ist Euch das etwa noch nicht aufgefallen? Eure Anwesenheit hier trifft überall auf Unmut. Alles hat wie ein Uhrwerk ganz wunderbar ineinandergegriffen, bis Ihr aufgetaucht seid und mit Eurem Monopolanspruch auf Rechtschaffenheit und Eurer weltverbesserischen Art jede Menge Chaos und Ärger gestiftet habt."

Aeron gefiel nicht, was er da hörte, aber insgeheim musste er gestehen, dass Ashford nicht ganz falsch lag mit dem, was er sagte. Manchmal schien es tatsächlich so, als hätte sich die Zahl der Konflikte im Askan-Sektor vervielfacht, seit der Tempel auf Eskalon errichtet worden war.

"Aber ich schweife ab ...", sagte Ashford. "Ihr fragt Euch sicherlich, wie es mir gelunen ist, Euch auf so subtile Weise der Macht zu berauben. Nun, wie ich bereits sagte, habe ich mir die Wissenschaft zunutze gemacht. Elran, habt Ihr schon mal von den Ysalamiri gehört? Das ist eine reptilische Lebenform, die auf dem Planeten Myrkr beheimatet ist. Ihre hervorstechendste Eigenschaft besteht in der Fähigkeit, die Macht in ihrer unmittelbaren Umgebung gewissermaßen zu verdrängen. Ich ließ mich davon inspirieren und versuchte fortan, einen solchen Effekt zu synthetisieren. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was ich alles unternommen habe, um an mein Ziel zu gelangen! Nachdem ich einige Ysalamiri seziert und bereits eine Menge nützlicher Erkenntnisse gewonnen hatte, folgten Yinchorri, ein B'rknaa, sowie einige weitere Spezies, die für ihre Resistenz gegenüber der Macht bekannt sind ... Sogar die Panzerplatten eines Taozin haben es auf meinen Untersuchungstisch geschafft. Ihr mögt jetzt zu Recht einwenden, dass diese Kreaturen schon seit einer Ewigkeit ausgestorben sind. Doch glücklicherweise habe ich nach langem Hin und Her in einem Museum ein erstaunlich gut erhaltenes Exemplar entdeckt und kurzerhand entwendet. Natürlich war es nicht mehr am Leben, aber für meine Experimente trotzdem völlig ausreichend. Ha, ich habe sogar die chemische Zusammensetzung von Killersticks unter die Lupe genommen! Und natürlich wart auch ihr ein wichtiges Versuchskaninchen. Und nach etlichen Monaten der Forschung ist es mir dann endlich gelungen, eine Strahlenkanone zu konstruieren, die in der Lage ist, Midi-Chlorianer zu paralysieren und Machtsensitive in Normalsterbliche zu verwandeln."

Meister Komarr schien schon gar nicht mehr zuzuhören. Entweder hatte er das Bewusstsein verloren oder war tot. Doch Ashford plapperte einfach weiter. "Mit dieser Waffe werde ich dem vermaledeiten Tempel auf Eskalon ein würdiges Ende bereiten. Und alles, was ich dafür zu tun habe, ist diesen Knopf hier zu drücken."

Ashford holte erneut seine Fernbedienung hervor und betätigte einen der Knöpfe.

Aeron blieb gelassen. Er hielt all dies für einen Bluff. Er glaubte nicht, dass Ashford tatsächlich einen solchen Trumph in der Hand hielt. Doch wenige Sekunden später piepte sein Comlink, ebenso wie Eloins. Es war unverkennbar die Notfallfrequenz des Ordens. Demnach musste etwas Fatales geschehen sein.

Das schrille Geräusch war nicht zu überhören. Ashford und seine Männer schauten nach oben.

"Sieh mal an, wir sind nicht allein." Ashford schien weder überrascht noch verärgert. "Wenn ich gewusst hätte, dass wir weitere Gäste erwarten, hätte ich Tee und Gebäck vorbereitet."

Aeron und Eloin kamen widerwillig aus ihrem Versteck.

Ein Grinsen erschien auf Ashfords Lippen. "Meister Gates, was für eine angenehme Überraschung. Komisch, dass wir uns in letzter Zeit immer wieder über den Weg laufen."

Die beiden Jedi folgten langsam einer steinernen Treppe hinab bis ans untere Ende der Tribüne.

"Ich glaube, da ist soeben die Mailbox rangegangen", sagte Ashford und deutete auf Aerons Comlink. "Vielleicht solltet Ihr besser nachsehen, wer's war und was er wollte. Womöglich ist es was Wichtiges. Keine Sorge, wir alle werden uns solange in Geduld üben."

Widerwillig kam Aeron der Aufforderung nach und rief die aufgezeichnete Nachricht ab. Seine Augen weiteten sich. Er schaute zu Eloin hinüber, die ebenfalls schockiert schien. Die Nachricht besagte, dass der Tempel angegriffen wurde und dass alle Jedi, die sich zurzeit andernorts im Einsatz befanden, augenblicklich nach Eskalon zurückbeordet wurden, um bei der Verteidigung des Tempels zu helfen.

Aeron schüttelte den Kopf. "Nachdem Ihr Euren ominösen Knopf betätigt habt, sind nur wenige Augenblicke vergangen, bis dieser Hilferuf bei uns einging. Selbst wenn Ihr in der Lage wäret, den Tempel mit einer ausreichend großen Zahl an Soldaten oder Kampfdroiden anzugreifen, hätte es wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen, bis der Orden einen solchen Funkspruch verschicket hätte. Man wäre zunächst perplex angesichts einer solchen Offensive gegen den Orden. Dann würde man versuchen, den Angriff abzuwehren. Und erst nach einer ganzen Weile würde man zu dem Schluss kommen, dass man zahlenmäßig unterlegen ist und Verstärkung benötigt. Ohnehin kostet allein der Fußweg zum Kontrollzentrum des Tempels weit mehr Zeit als diese mickrigen paar Sekunden. Das Ganze ist also nur eine riesige Täuschung."

Ashfords Grinsen wurde breiter. "Kluges Köpfchen. In der Tat, dieser Hilferuf ist eine Fälschung und stammt aus meiner Feder. Der Tempel ist selbstverständlich noch so unversehrt wie eh und je."

"Was erhofft Ihr euch also von dieser Aktion?", fragte Eloin.

"Ist das nicht offensichtlich?"

Aeron stöhnte. "Er will alle Jedi an einem Ort zusammenpferchen."

"Ding-ding-ding!", Ashford reckte seinen Daumen in die Höhe. "Der Kandidat erhält 100 Punkte!"

"Aber wieso?" Eloin furchte die Stirn. "Der Jedi-Tempel befindet sich im Zentrum von Eskalon City. Selbst wenn Ihr im Besitz einer Armee wäret, könntet ihr nicht ohne Weiteres bis zum Tempel vorstoßen. Man würde Euch schon von weitem kommen sehen. Und ich bin mir sicher, dass sich auch der ESD einmischen würde, wenn eine Horde bewaffneter Männer oder Droiden durch die Straßen der Stadt zöge."

"Überlasst das strategische Denken mir, meine Liebe. Lehnt Euch einfach zurück und genießt die Show. Das Spektakel lässt sich eh nicht mehr aufhalten."

"Seid Euch dessen nicht so sicher", sagte Aeron und aktivierte sein Lichtschwert.

Eloin tat es ihm gleich.

"Ehrlich?" Ashford schien enttäuscht. "Hat Euch das Tänzchen auf der Ladrin-Station etwa noch nicht gereicht?"

"Ergebt Euch, dann werdet Ihr diesen Tag vielleicht überleben!" Aeron ging in eine Angriffshaltung über. Sie hatten bereits genug Zeit mit leerem Gerede totgeschlagen.

"Pfff!", machte Ashford und schien nicht im Mindesten beeindruckt oder beunruhigt. Gelassen betätigte er eine Taste an seinem Handgelenk.

Plötzlich waren Aeron und Eloin von einem schimmernden Kraftfeld umgeben.

"Strahlenschilde", sagte Eloin.

Aeron ließ resigniert sein Lichtschwert sinken.

Just in diesem Moment hörte er plötzlich Jackobs Stimme durch die Macht hallen. // Eh, Leute. Ich stecke jetzt doch in Schwierigkeiten. Wäre nett, wenn ihr mich hier rausholen könntet. //

"Na klasse", murmelte Aeron.

Eloin schüttelte nur den Kopf und deaktivierte ihr Lichtschwert.

Aeron folgte ihrem Beispiel und durchbohrte Ashford mit seinen Blicken. "Ihr werdet damit nicht durchkommen!"

"Ach nein? Wer oder was soll mich denn aufhalten? Etwa der ungestüme Wildfang, den ihr ans andere Ende dieser Gruft geschickt habt? Oder vielleicht der alte Mann hier?" Er trat gegen ein Bein des sterbenden Jedi-Meisters, der daraufhin ein leises Stöhnen von sich gab.

"Dem Orden wird sehr schnell auffallen, dass es sich bei dem Hilferuf lediglich um einen Fehlalarm handelt", erklärte Aeron. "Dann wird man alle Jedi, die sich zurzeit im Einsatz befinden, über die Panne aufklären. Damit wäre Euer Plan fulminant gescheitert. Und was spricht eigentlich dagegen, dass ich meine ganz persönliche Jedi-Hotline wähle und den Rat augenblicklich über Eure Absichten in Kenntnis setze?"

Aeron hielt triumphierend sein Comlink in die Höhe.

"Nur zu, versucht Euer Glück", erwiderte Ashford ungerührt. "Ihr werdet niemanden erreichen. Ich habe das Kommunikationsnetz des Jedi-Ordens dahingehend manipuliert, dass es sich nach meinem fingierten Hilferuf vorübergehend abschaltet. Das heißt, bis auf Weiteres kann niemand irgendwen über irgendetwas informieren. Eure Jedi-Freunde werden wie brave kleine Bienchen in den Bienenstock zurückkehren, weil die Königin nach ihnen gerufen hat ... und dann werde ich dort ein Feuer legen."

Dazu fiel Aeron nichts mehr ein. Er hatte zwar keine Ahnung, wie genau er sich das "Feuer" im Tempel vorzustellen hatte, doch Ashford schien bei der Konzeption seines Plans an alles gedacht zu haben. Würde er seine "Waffe" im großen Maßstab gegen die Jedi einsetzen, konnte das unter Umständen zu einer gewaltigen Katastrophe führen.

"Ich weiß, Ihr glaubt, dass Ihr uns immer einen Schritt voraus seid", sagte Eloin. "Aber Ihr solltet besser im Hinterkopf behalten, dass Ihr mehrmals vergeblich versucht habt, uns abzuschütteln. Wir haben nicht aufgegeben und letztendlich jede ausweglos erscheinende Situation gelöst. Wir mögen zwar gerade von diesen Strahlenschilden gefangen gehalten werden, aber allein die Tatsache, dass wir überhaupt hier sind, ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass Ihr uns genauso unterschätzt habt wie wir Euch."

Ashfords Grinsen nahm beängstigende Züge an. "Seid Ihr Euch dessen so sicher? Habt Ihr Euch denn nicht die Frage gestellt, was ich auf der Ladrin-Station zu suchen hatte oder warum ich an einem belanglosen Sabacc-Turnier teilgenommen habe, obwohl ich doch allem Anschein nach Wichtigeres vorhatte und wusste, dass Ihr mir wahrscheinlich an den Fersen hängt?"

Eloin presste die Lippen zusammen.

Aeron schloss die Augen. "Das war alles Teil des Plans, nicht wahr?"

"Ihr habt es erfasst." Ashford erlaubte sich eine dramatische Zäsur. Dann sagte er: "Na schön, ich gebe zu, dass es nicht Teil des ursprünglichen Plans war. Eigentlich wollte ich nach meiner Sabotage des Jedi-Tempels direkt nach Zrastiss aufbrechen. Aber dann bin ich ja dummerweise Euch über den Weg gelaufen, Meister Gates. Ich wusste, dass Ihr mich wiedererkannt hattet und dem Rat der Jedi sofort Bericht erstatten würdet. Das hätte meinen Plan tatsächlich gefährden können. Daher entschied ich mich dazu, Euch und Eure lästigen Anhängsel zu beschäftigen und so weit wie möglich von Eskalon fortzulocken. Hättet Ihr meine Spur auf der Ladrin-Station verloren, wäre Euer nächster Schritt mit Sicherheit die Kontaktaufnahme mit dem Jedi-Rat gewesen, also checkte ich dort unter meinem richtigen Namen ein und wartete auf Euch. Allerdings erwies sich dies als äußerst langweilig, deshalb habe ich mir die Zeit mit ein paar Partien Sabacc vertrieben. Der darauffolgende Kampf war ein bisschen unfair, das müsst Ihr zugeben. Drei gegen einen – ziemlich unsportlich. Mein Plan, Euch dort ein für allemal loswerden, ging leider nicht auf. Eure Ankunft auf Zrastiss abzuwarten und dann Euer Schiff abzuschießen, erschien mir da wesentlich erfolgversprechender. Unglücklicherweise befindet sich unter Euch ein recht passabler Pilot ... Meister Gates, nehme ich an. Na ja, abgestürzt seid Ihr ja trotzdem. Und als ich dann drei Lichtschwertklingen über die Meeresoberfläche tanzen sah, war mir klar, dass wir uns bald wiedersehen würden. Entschuldigt also, dass ich nicht allzu überrascht war."

Die beiden Jedi schwiegen.

Ashford wich einen Schritt zurück. "So, jetzt muss ich aber weiter. Eines sollte ich allerdings noch tun, bevor ich mich verabschiede. Nur zur Sicherheit. Ist nichts Persönliches."

Er trat neben den Kampfdroiden und gab ein Handzeichen. Daraufhin hob der Droide seine Kanone und feuerte. Der Energiestoß ging sauber durch Aeron und Eloin hindurch, kappte das Band zwischen ihnen und der Macht.

Es war noch viel schlimmer als Aeron befürchtet hatte. Er fühlte sich, als hätte man ihm die Sinne geraubt. Er konnte immer noch sehen und hören, aber kam sich zugleich blind und taub vor. Die Welt um ihn herum erschien plötzlich so blass und unwirklich – wie eine grobe Zeichnung der eigentlichen Wirklichkeit. Es fehlten so viele Eindrücke, die für ihn im Laufe der Jahre selbstverständlich geworden waren. So erging es also allen, die keinen direkten Zugang zur Macht besaßen? Wie schrecklich!

Eloin war neben ihm in die Knie gegangen und richtete sich nun langsam wieder auf. "Du meine Güte!"

Ashford wandte sich an seine Männer. "Führt sie ab!"

Bevor er ging, deaktivierte er noch die Strahlenschilde und streckte beide Hände aus. Aeron und Eloin blieb keine Zeit zu reagieren, als ihre Lichtschwerter plötzlich wie durch Zauberhand den Besitzer wechselten. "Ich wünsche Euch einen schönen Aufenthalt im Verlies."

Dann war Ashford fort, und die beiden Jedi wurden von seinen bewaffneten Schergen durch eine Vielzahl finsterer Gänge zu einer kleinen Kammer geführt. Nachdem man sie unsanft in dieses hineingestoßen hatte, verhinderte ein Kraftfeld, dass sie es wieder verließen.

Es gab kein Entkommen. Nicht ohne Zugang zur Macht und ohne ihre Lichtschwerter. Für einen kurzen Moment hatte Aeron zwar die Hoffnung, dass es ihm vielleicht möglich sein würde, seine Drohne einzusetzen, um irgendwie das Kraftfeld zu deaktivieren. Doch scheinbar hatten die enormen magnetischen Kräfte des Eindämmungsfelds die Elektronik der Drohne gekillt.

Somit saßen sie in der Patsche. Niemand wusste, dass sie hier waren. Sie konnten sich nicht selbst aus ihrer Zelle befreien, und Jackob schien ebenfalls gefangengenommen worden zu sein.

Das Spiel war aus. Ashford hatte gewonnen.

* * *

Aeron war sich nicht sicher, ob inzwischen Stunden oder Tage vergangen waren, als auf der anderen Seite des Kraftfelds eine Gestalt erschien.

"Meister Komarr", sagte Eloin.

Der alte Mann kroch furchtbar langsam über den Boden und hinterließ eine Blutspur auf dem dunklen Gestein. Es grenzte an ein Wunder, dass er noch lebte.

Mit letzter Kraft richtete er sich auf und deaktiverte das Kraftfeld über ein Bedienfeld neben der Zelle. Dann brach er zusammen. Eloin eilte sofort an seine Seite und fühlte seinen Puls, indem sie zwei Finger an seine Halsschlagader legte. Dann sah sie auf und schüttelte den Kopf.

Der Jedi-Meister war tot. Sein Wille hatte ihn noch lange genug am Leben gehalten, um seine Kameraden zu befreien und ihnen die Chance zu geben, den Jedi-Orden vor einer Katastrophe zu bewahren.

Aeron schnappte sich das Lichtschwert des alten Mannes.

"Wir müssen sofort nach Eskalon", sagte Eloin.

"Was ist mit Jackob? Wir können ihn nicht hierlassen."

"Dafür bleibt keine Zeit."

"Ich werde nicht ohne ihn gehen." Aeron dachte nach. "Wir teilen uns am besten auf. Es reicht, wenn einer von uns den Orden warnen geht. Ich bleibe hier und befreie Jackob. Ihr kehrt zum Jedi-Tempel zurück."

"Aber ich habe noch nie ein Raumschiff bedient", gestand Eloin.

"Mist. Dann also andersherum. Kann ich darauf vertrauen, dass Ihr alles in Eurer Macht Stehende tun werdet, um Jackob zu befreien?"

"Selbstverständlich. Ihr könnt auf mich zählen."

"Gut. Ihr werdet das hier dringender brauchen als ich." Er drückte ihr das Lichtschwert in die Hand. "Möge die Macht mit Euch sein. Und passt auf, dass Ihr Ashford und seinen Leuten nicht über den Weg lauft."

Aeron eilte durch das düstere Labyrinth der unterirdischen Gruft, bis er schließlich die große Halle erreichte, in der sie sich abgeseilt haben. Da er keine Verbindung mehr zur Macht hatte, musste er an dem Seil hinaufklettern. Anschließend arbeitete er sich durch die Wartungsschächte weiter nach oben, bis er sich wieder in der Fabrik befand.

Ich brauche ein Schiff, dachte er. Irgendwo musste Ashford seines abgestellt haben.

Auf der anderen Seite der Halle befand sich eine Tür, die vermutlich zu einer Reihe von Räumen führte, welche zur Verwaltung der Fabrik dienten. Und möglicherweise gelangte man auf diesem Wege auch zu Ashfords Landebucht.

Nur für den Fall der Fälle hob Aeron einen Hydrospanner auf, den einer der Arbeiter allem Anschein nach versehentlich liegen gelassen hatte. Er erinnerte sich daran, dass er innerhalb der Fabrik vorsichtig sein musste, damit die Zrass ihn nicht witterten. Diese waren allerdings über die gesamte Produktionshalle verteilt. Es war unmöglich, unbemerkt an ihnen vorbeizukommen. Es sei denn ...

Eine Ablenkung musste her!

Hätte er noch immer über seinen Zugang zur Macht verfügt, wäre es ihm ein Leichtes gewesen, für ein bisschen Verwirrung zu sorgen. Aber als gewöhnlicher Mensch erwies sich dieses Unterfangen als weitaus schwieriger.

Ich hoffe, dieser Zustand ist bloß vorübergehend!

Nachdem er die Produktionshalle mit all ihren Maschinen eine Weile studiert hatte, kam er zu dem Schluss, dass sich weit und breit keine Möglichkeit für ein geeignetes Ablenkungsmanöver bot. Stattdessen kam ihm allerdings eine andere Idee. Dazu musste er auf eines der großen Fließbänder gelangen.

Er setzte zu einem Sprung an, musste jedoch feststellen, dass er ohne den Einsatz der Macht keinesfalls in der Lage war, vier Meter hoch zu springen. Also nahm er eine Leiter, die nicht allzu weit von ihm entfernt nach oben führte. Dann legte er sich flach auf das Fließband, damit man ihn von unten nicht sehen konnte, und ließ sich auf diese Weise durch die Halle tragen. Zwar würde er auf seinem Weg an einigen Zrass vorbeikommen, jedoch würden ihnen die von seinen Körperfunktionen hervorgerufenen Ströme im Gewirr der vielen anderen Emissionen, die von den Maschinen ausgingen, nicht weiter auffallen.

Der Plan ging auf, und nach einer langen Fahrt durch die Halle, bei der er ein ums andere Mal den Greifarmen und Schweißgeräten ausweichen musste, kam er schließlich dicht an der Tür vorbei, die er zuvor ausgemacht hatte. An dieser Stelle kletterte er hinab und huschte in den angrenzenden Korridor. Glücklicherweise hielt sich hier außer ihm niemand auf. Er musste sich beeilen.

Als Aeron einige Wege und Türen ausprobiert hatte und schließlich in einem Raum landete, in dessen Mitte sich ein karges Beet und ein knorriger Baum befanden, blieb ihm beinahe sein Herz stehen. Denn nur wenige Meter von ihm entfernt, mit dem Rücken zu ihm, stand Dorian Ashford – vornübergebeugt und wispernd.

Aeron erstarrte. Hatte Ashford seine Anwesenheit bemerkt? Nein, offenbar nicht. Er schien zu sehr in eine Unterhaltung vertieft. Aber wieso sprach er so leise? Mit wem redete er da? Weit und breit war niemand zu sehen. Kommunizierte er vielleicht über Comlink? Aber warum dann im Flüsterton? Und wieso konnte man sich des Gefühls nicht erwehren, dass Ashford mit sich selbst diskutierte?

"Ich habe ... so wie Ihr ... alles nach Plan ... wusste, dass Ihr ... mein Meister ..."

Ashford sprach so leise, dass Aeron nur Fetzen des Gesagten verstehen konnte. Aber hatte er gerade "Meister" gesagt? Was hatte das zu bedeuten? War Ashford doch nicht Strippenzieher? Gab es noch jemanden, der über ihm stand?

Plötzlich veränderte sich Ashfords Haltung so abrupt, dass Aeron zusammenzuckte. Während Ashford eben noch unterwürfig erschienen war, wirkte er nun bedrohlich und voller Wut. Eine beängstigend tiefe Stimme entrang sich seiner Kehle und sprach in einer Sprache, die Aeron gänzlich unbekannt war. Die Luft schien zu vibrieren.

Als ob der Teufel höchstpersönlich durch ihn spricht!

Die Stimme bereitete Aeron eine Gänsehaut.

Kurz darauf wechselte Ashford wieder in seine kauernde Haltung. "... werde jetzt ... kann es kaum ... bitte seid ... ich verspreche ... Ihr könnt ..."

Aeron war für einen Moment perplex.

Dann festigte er den Griff um den Hydrospanner in seiner Hand und starrte auf Ashfords Rücken. Das war die perfekte Gelegenheit für einen Angriff. Ein kräftiger Schlag auf den Hinterkopf seines Gegenübers, und die Sache wäre gegessen.

Doch Aeron hielt sich zurück. Er wusste, wie die vergangenen Versuche, Ashford unschädlich zu machen, ausgegangen waren. Und dieses Mal kam noch der Umstand erschwerend hinzu, dass er nicht über einen Zugang zur Macht verfügte. Sollte der erste Schlag nicht hundertprozentig sitzen und Ashford ausschalten, wäre Aeron ihm wehrlos ausgeliefert. Und dann gäbe es niemanden mehr, der den Jedi-Orden warnen konnte.

Also entschied er sich schweren Herzens dagegen, Ashford zu attackieren, und ließ ihn stattdessen unversehrt zurück. Er eilte weiter durch die Korridore, bis er schließlich das Raumschiff fand, mit dem Ashford von der Ladrin-Station nach Zrastiss gekommen war.

Und nur wenige Augenblicke später befand er sich auf dem Weg nach Eskalon ...

[Aeron Gates]
[Zrastiss – Orbit]


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Aeron Gates
Jedi-Wächter (ohne Padawan)


19.04.2015 15:45 Divine Guardian ist offline E-Mail an Divine Guardian senden Charakterprofil von Divine Guardian öffnen Beiträge von Divine Guardian suchen Nehmen Sie Divine Guardian in Ihre Freundesliste auf
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